METHODIK
Die Aufnahme der erkennbaren Befunde wird zur Gewährleistung ihrer vollständigen und exakten Erfassung für jedes Beweissicherungsobjekt in systematischer Reihenfolge durchgeführt:
1. Anmeldung beim Eigentümer und Einholen der Zutrittsgenehmigung und der Datenerhebungsgenehmigung 2. Beschreibung des Beweissicherungsobjektes
3. Befundaufnahme an der Außenfront:
4. Befundaufnahme in Treppenanlagen
5. Befundaufnahme in Innenräumen
6. Befundaufnahme der Nebengebäude
7. Befundaufnahme der Außenanlagen und Grünflächen
8. Abmelden beim Eigentümer usw. dessen zusammenfassende Information über den Gebäudezustand im Konsensverfahren.
In jedem Beweissicherungsabschnitt erfolgt die Befundaufnahme ebenfalls in streng systematischer Reihenfolge (von unten nach oben und von rechts nach links bzw. im Uhrzeigersinn.
Die Dokumentation des Schadensbildes erfolgt mit Befundskizzen, Fotos und beschreibendem Text.
Die Erfassung und Beschreibung von Schäden umfaßt.
1. Die Beschreibung der Position des Schadens durch Angabe des Gebäudeteils, an dem sich der Schaden befindet (Gebäudenummer, Fassaden- bzw. Geschoßbezeichnung, Wohnung, Raumnummer, Fläche) und durch Angabe der Lageposition auf der betreffenden Fläche (Fassade, Fußboden, Wand, Decke) mit ihrer graphischen Darstellung in der Befundskizze sowie der, für jede Schadensposition zu vergebenden Positionsnummer.
2. Die Oberflächenbeschaffenheit (z.B. Farbschicht), Sichtbarkeit (z.B. 40 %, verdeckt durch großen Schrank) und den Zustand (z.B. stellenweise leicht beschädigt) der Fläche, an der sich der Schaden befindet
3. Die Spezifikation des Schadens, wobei lineare Schäden (Risse, Fugen, Ablösungen, Erosionsrinnen usw.) und flächenhafte Schäden (flächenhafte Rissschäden wie z. B. netzförmige Rissmuster, Verfärbungen, Vernässungen, Farb- und Putzablösungen, Abmehlungen, Texturstörungen u.a.) unterschieden werden.
4. Die Messung bzw. bei unzugänglichen Schäden die Schätzung des Schadensumfangs (Länge und Breite, eventuell auch Tiefe von Rissen).
5. Die besonderen Eigenschaften des Schadens (Richtung, Form, Verlauf, Lagebeziehungen).
Für die verbale Beschreibung der Schäden im Befundprotokoll wird ein eindeutig definiertes, formalisiertes Begriffssystem verwendet, z.B.:
Vertikaler Riss, Rissweite = bis mm, Risslänge = cm,
Vertikaler Mikroriss, Rissweite = 0. bis 0. mm, Risslänge = cm,
Vertikaler Submikroriss, Rissweite < 0.1 mm, Risslänge = cm,
Steil diagonaler Riss, Rissweite = mm, Risslänge = cm,
Steil diagonaler Mikroriss, Rissweite = mm, Risslänge = cm,
Steil diagonaler Submikroriss, Rissweite < 0.1 mm,Risslänge= cm,
Diagonaler Riss, Rissweite = mm, Risslänge = cm,
Diagonaler Mikroriss, Rissweite = mm, Risslänge = cm,
Diagonaler Submikroriss, Rissweite < 0.1 mm, Risslänge = cm,
Flach diagonaler Riss, Rissweite = mm, Risslänge = cm,
Flach diagonaler Mikroriss, Rissweite = mm, Risslänge = cm, Flach diagonaler Submikroriss,Rissweite <0.1 mm, Risslänge= cm,
Horizontaler Riss, Rissweite = mm, Risslänge = cm,
Horizontaler Mikroriss, Rissweite = mm, Risslänge = cm,
Horizontaler Submikroriss, Rissweite < 0.1 mm, Risslänge = cm,
Risse mit einer Rissweite unter 1 mm werden als Mikrorisse bezeichnet und Risse mit einer Rissweite unter 0.1 mm als Submikrorisse. Schadensfreie Flächen werden im Befundprotokoll besonders gekennzeichnet.
BEISPIELE
1. Schäden an der Außenfront infolge unsachgemäßer Verputzarbeiten
Nordfassade:
Oberfläche: Wärmedämmschicht mit farbigem Oberputz,
Sichtbarkeit: 100 %
Zustand: Leicht beschädigt. Die gesamte Fassade ist mit einem Netz von Mikro- und Submikrorissen in der Putzschicht überzogen, die in Abhängigkeit von der jeweiligen relativen Luftfeuchtigkeit und Beleuchtung unterschiedlich gut erkennbar sind.
Schäden wie folgt:
Position 18: a) Vertikaler Mikroriss, W = 0.3 ... 0.5 mm,
L = 20 cm,
b) Horizontaler Riss, W = 0.2 .. 1 mm,
L = 20 cm, zweigt von a) nach rechts ab,
Position 19: a) Vertikaler Mikroriss, W = 0.1 mm,
L = 25 cm,
b) Diagonaler Mikroriss, W = 0.2 mm,
L = 15 cm, deutlich durch Verfärbung,
Fortsetzung vom oberen Ende von a)
nach links oben,
c) Horizontaler Mikroriss, absetzig,
W = 0.1 mm, L = 45 cm, Fortsetzung vom
linken oberen Ende von a) nach links,
linke Hälfte deutlich durch Verfärbung,
rechts Farbbrücken und Netz neu
entstandener Submikrorisse (W < 0.1 mm)
zwischen den Positionen 17 und 18,
Position 20: a) Horizontaler Mikroriss, W = 0.1 mm,
L = 50 cm, rechts Farbbrücken, links
leicht verfärbt,
b) Diagonaler Mikroriss, W = 0.1 mm,
L = 30 cm, deutlich durch Verfärbung,
Fortsetzung vom linken Ende von a)
nach links oben, usw
2. Geringfügige Schäden in Innenräumen
Erdgeschoß
Raum: E2
Fußboden: Textilbelag und Fliesen (vor Wand 4, 80 cm)
Sichtbarkeit: 55 %,
Zustand: gut,
Schäden wie folgt:
Position 1: Vertikaler Mikroriss durch 9 Fliesen,
W = 0.3 ... 0.5 mm, L = 135 cm.
Wand 1: Tapete
Sichtbarkeit: 60 %
Zustand: stellenweise leicht beschädigt
Schäden wie folgt:
Position 2: Vertikaler Riss, W = 0.8 ... 1.5 mm, L = 90 cm,
von der Decke abwärts, usw..
Position 3: Steil diagonale Mikrorissspur, W = nicht meßbar, L = 120 cm, von der Decke nach rechts unten unter der Tapete erkennbar,
Position 4: Vertikaler Mikroriss, W = 0.2 ... 0.3 mm, L= 80 cm, im Winkel zu Wand 3, beginnt 40 cm unter der Decke,
Wand 3: Tapete Sichtbarkeit: 100 %
Zustand: Sehr gut, keine Schäden erkennbar
Wand 4: Tapete
Sichtbarkeit: 80 %
Zustand: Sehr gut, keine Schäden erkennbar
3. Schadensbild einer Fundamentsetzung
4. Dokumentation der Veränderungen eines Schadensbildes im Verlaufe eines Jahres
5. Rissschäden im eingezogenen Stützpfeiler infolge einer Setzung im Seitenschiff
Wand 3:
Oberfläche: Farbschicht,
Sichtbarkeit: 100 %
Zustand: Stark beschädigt,
Schäden wie folgt:
Position 2
a) Diagonaler Mikroriss, W = 0.1 ... 0.5 mm, L = 60 cm,
beginnt 10 cm links vom linken Sturzixel und verläuft
nach rechts oben,
b) Vertikaler Mikroriss, W = 0.2 ... 0.3 mm, L = 80 cm,
Fortsetzung vom rechten oberen Ende von a) nach oben,
weitgehend mit Mörtel und Farbe verfüllt, im unteren
Abschnitt neu aufgebrochen, über dem oberen Ende
befindet sich eine unbeschädigte Gipsplombe ohne
Bezeichnung,
c) Flach diagonaler Mikroriss mit mehrfach bogenförmigem
Richtungswechsel, W = 0.5 mm, L = 25 cm, zweigt aus
der Mitte von b) nach rechts ab,
d) Steil diagonale Mikrorissspur, W = nicht bestimmbar,
L = 50 cm, Fortsetzung vom oberen Ende von b) nach
rechts oben, mit Mörtel und Farbe verfüllt, nur im mittleren
Abschnitt auf ca 5 cm neu aufgebrochen mit Rissweite
W = 0.5 mm,
e) Steil diagonaler Mikroriss, W = 0.2 ... 0.5 mm, L = 50 cm,
Fortsetzung vom rechten oberen Ende von e) nach rechts
oben, mit Mörtel und Farbe verfüllt, stellenweise neu
aufgebrochen mit Rissweiten W = 0.3 ... 0.5 mm,
f) Vertikaler Riss, W = 1 ... 1.5 mm, l = 45 cm, Fortsetzung
vom rechten oberen Ende von e) nach oben,
h) Steil diagonaler Mikroriss, W = 0.2 ... 0.3 mm, l = 30 cm,
Fortsetzung vom oberen Ende von f) nach rechts oben
bis zum Gewölbescheitel,
siehe Bild Nr. 216 (Archiv-Nr: 1006 - 216 - 1438),